Astrophotography

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Astrofotografie by FotografiePeterKuehnl

 

Der Blick zu den Sternen

Diesen wagt Peter Kühnl mit Kamera und Teleskop und hält ihn bildlich fest. Seit dem Frühjahr hat der Saalfeldner die Sternenfotografie für sich als Hobby entdeckt . 

 

Es ist dunkel und kalt, während Peter Kühnl im heimischen Garten an Kamera und Teleskop herumhantiert. Stundenlang draußen, mit der angeknipsten Stirnlampe, Laptop und dabei den Blick immer wieder zum Firmament gewandt – Wofür der ganze Aufwand? Für wunderschöne Fotos. Peter beschäftigt sich seit März mit der Sternenfotografie. Die Astrofotografie , wie sie auch genannt wird, ist eine Methode, mit der Sterne, Nebel und Himmelskörper im sichtbaren Licht abgebildet und anschließend auf chemischen oder elektronischen Medien gespeichert werden. So können Objekte abgebildet werden, die für die visuelle Beobachtung zu lichtschwach sind. Das liegt daran, dass fotografische Emulsionen (Filme oder Platten) oder elektrooptische Bildsensoren im Gegensatz zum menschlichen Auge die Lichteinwirkung während einer langen Belichtungszeit sammeln können. Besonders gut zeigt sich das bei geringer Flächenhelligkeit, die vor allem bei Galaxien-, Gas- und Staubnebel, und Kometenschweifen auftritt. Was für den Laien höchst kompliziert klingt, hat Peter voll in seinen Bann gezogen.

 

Faszination

Schon früh hat den mittlerweile 40-Jährigen das Firmament interessiert. „Meine Familie betrieb in Leogang einen Gasthof. Gemeinsam mit meinen Brüdern haben wir nachts oft gemeinsam die Sterne beobachtet“, erzählt der Fotograf. „Mit 14,15 sind wir einmal mit dem Zug zu einer Ausstellung nach Tirol gefahren und haben uns dort heimlich ein Teleskop gekauft, ohne unseren Eltern davon zu erzählen“, grinst er schelmisch. Das Trio las sich wissbegierig in die Welt der Planeten und Sterne ein. Doch im Laufe der Jahre geriet die Begeisterung mehr und mehr in Vergessenheit. Bis Peter Kühnl, der seit 2014 als Fotograf tätig ist, sich im März diesen Jahres wieder an sein einstiges Hobby erinnerte. „Wie jeder andere habe auch ich im Lockdown viel Zeit zu Hause verbracht. Ich kam zur Ruhe und habe ich mich wieder an meine alte Leidenschaft für die Sternenkörper erinnert“, so Kühnl. Seine Frau unterstützte ihn in seinem Streben seinem Interesse zu folgen und sich diesmal auch fotografisch mit dem Himmelszelt auseinanderzusetzen. Peter tauchte also erneut in die Materie ein, recherchierte online, wo er am besten gebrauchtes Material erwerben konnte. Seine Pilotaufnahmen entstanden mit einem 200 mm Zoomobjektiv. „Das reicht nämlich auch für größere Objekte“, erzählt er von seinen ersten Versuchen, die auch ohne Teleskop möglich waren. Mittlerweile jedoch ist sein Equipment angewachsen: Teleskop, Nachführstativ und eine Guidingkamera gehören zur Ausstattung. Und natürlich darf auch der Laptop mit sämtlicher Software für die anspruchsvolle Bildbearbeitung nicht fehlen.

Hoher Frustrationsfaktor

Am besten eignen sich die Nächte rund um den Neumond für Astrofotografien. Außerdem sind Peter und Gleichgesinnte vom Wetter abhängig. Spielt einem dieses nicht in die Karten, ist man machtlos. „Einem Freund von mir ist es kürzlich so ergangen, als er den Pelikannebel ablichten wollte. Im Endeffekt war das Wetter tagelang schlecht. Als es schließlich gepasst hätte, war das Sternbild aber schon wieder vorübergezogen“, so der Hobby-Astrofotograf. Auch bei der Handhabung des Stativs kann einiges schief gehen. Dieses ist schwenkbar, mit Gegengewichten ausgestattet und nicht zuletzt ist das Equipment mit einigen Kabeln vernetzt. „Wer hier kein gutes Kabelmanagement aufweist, der kriegt schnell Probleme“, erzählt Peter. Schließlich bewegt sich das Teleskop im Laufe einer Nacht. Manchmal sogar um die eigene Achse. Sind Teleskop und Stativ nicht exakt am Nordstern ausgerichtet, kann dies dazu führen, dass Himmelskörper durch die lange Belichtungszeit und längere Brennweiten schlussendlich unförmig abgebildet werden. Planeten in Eierform oder als Strichspuren auf den Fotos sind dann die Folge. „Das A und O der Astrofotografie ist daher die Genauigkeit im Vorfeld. Fehler, die hier passieren, kann ich auch in der Nachbearbeitung nicht mehr ausmerzen“, so Peter. „Im Endeffekt sammle ich bei den Aufnahmen Signale. Je mehr und je länger ich das mache, desto besser. Es ist also nicht ein Foto, das geschossen wird, sondern viele Einzelsequenzen. Diese werden interpretiert. Das bedeutet, dass ich zum Schluss in der Nachbearbeitung ein Foto aus den Sequenzen zusammenbaue“, versucht er den Vorgang für einen Laien zusammenzufassen. Kommt es zu Fehlern bei den Aufnahmen, war alles umsonst. „Das ist schon frustrierend. Schließlich investiere ich ja viel Zeit in die Vorbereitung und die ein oder andere kalte Nacht“, schmunzelt der 40-Jährige, der sich trotz mancher Rückschläge nicht entmutige lässt und motiviert am Ball bleibt. „Fehler sind schließlich die besten Lehrmeister“, gibt er zu bedenken. Von seinen bisherigen Aufnahmen, ist er besonders auf jene des „Nordamerikanebels“ stolz. „Es war das erste Mal, dass ich eine Nebelstruktur aufgenommen habe. Ich finde diese äußerst interessant und habe für die Nachbearbeitung mehr als einen halben Tag investiert. Es gibt natürlich deutlich Luft nach oben, aber es ist bisher meine Lieblingsaufnahme“,so Peter.

 

In der Szene tauscht man sich aus

Fans der Astrofotografie tauschen sich untereinander wissbegierig und bereitwillig aus. „Man hilft sich mit Tipps und Tricks. Gute Ratschläge und Erfahrungen werden gerne weitergegeben. Es sind keine Geheimniskrämer sondern durchwegs offene Leute, die auch Youngsters und Neulingen unterstützen wollen“, meint Peter Kühnl lächelnd. Vor allem, wenn man sich hinsichtlich gebrauchten Equipments umsehe, knüpfe man recht schnell Bekanntschaften in der Szene. „Wie erwähnt birgt die Astrofotografie ein hohes Potenzial an Frust. Vor allem anfangs braucht man viel Ausdauer, bis Aufnahmen gelingen. Es kommt daher vor, dass manch einer entnervt das Handtuch wirft und das Equipment schon nach kurzer Zeit wieder verkauft – in Topzustand. Ich würde Anfänger immer raten sich zuerst auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen. Mit einer Kamera mit einem guten Zoomobjektiv geht schon einiges. Wer sich ein mobiles Set aus Stativ und Teleskop zulegen möchte, kann zwischen 1 500 und 2 000 Euro schon etwas sehr gutes bekommen. Die Astrofotografie war früher etwas elitäres, das man sich als Normalsterblicher überhaupt nicht leisten konnte. Natürlich ist es immer noch kein billiges Hobby aber die Dimensionen haben sich schon geändert“, erzählt Peter. Neben dem direkten Austausch findet sich auch online eine Hülle an Info. „Auf Youtube gibt es viele Videos und natürlich Websites, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich selbst folge dem Fotograf und Blogger Daniel Nimmervoll und konnte mir da schon einiges abschauen“, so Peter, der auch gerne einmal bei einem Astronomietreffen teilnehmen würde.

 

Pläne

Obwohl Peter beteuert, in der absoluten Anfängerphase der Astrofotografie zu sein, hat er sich für 2021 einiges vorgenommen. „Demnächst werde ich mir einen Plan aufstellen, was ich wann ablichten könnte“, erzählt er. Derzeit hat er sein mobiles Set im Keller, muss es also jedes Mal erst im Garten aufstellen, bevor es losgehen kann. „Das ist auf Dauer natürlich nicht ideal. Daher möchte ich mir im Garten eine kleine Station, also eine Hütte mit abnehmbaren Dach, wie eine kleine Sternwarte, einrichten“, so Kühnl. Auch Peters Kinder sind, zumindest von den Ergebnissen seines Hobbys, begeistert. „Mit dem draußen sitzen und alles vorbereiten haben sie zwar jetzt, wenn es nachts so kalt ist zwar nichts am Hut, aber sie finden es sehr spannend, wenn ich ihnen später erkläre, was auf den Fotos zu sehen ist und vor allem, wie weit die Sterne von unserem Planet entfernt sind“, so der Familienvater. Die Dimensionen des Weltalls, von denen der Mensch bisher nur einen Bruchteil kennt, ist es, was Peter selbst heute noch fasziniert. Der Blick zu den Sternen erde ihn, rücke vieles wieder zurecht, zeige, wie klein das menschliche Dasein eigentlich sei. „In gewisser Weise werde ich selbst wieder zum Kind. Die Astrofotografie vereint für mich einen gewissen Forschergeist mit sehr genauer Arbeit, die mir als detailverliebten Menschen liegt, und schlussendlich ist es natürlich sehr aufwendig in der Nachbearbeitung. Man muss sich Zeit nehmen. Wenn ich mir die Ergebnisse später aber ansehe, finde ich, dass sich dieser Blick zu den Sternen absolut lohnt“, so der 40-Jährige.

Zitat:

„Sterne – dieses Feuerwerk, das in der Luft bleibt.“

Jules Renard, französischer Roman- und Tagebuchautor

 

Text: Christina Heuberger | Fotos: privat




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